Geschichtliche Entwicklung


Ursprung und Wesen der Schützenvereine


Das Schützenwesen hat seinen Ursprung in den zunftartigen Vereinigungen des 13. Jahrhunderts. Die Dörfer hatten im Allgemeinen keine Befestigungsanlagen und waren bei Überfällen den feindlichen Freibeutern oder Landsknechten schutz- und hilflos ausgeliefert.
Zur Beendigung dieser Schutz- und Hilflosigkeit hielt das Schützenwesen im Laufe der Zeit auch in die Dörfer Einzug, die eine Gemeinschaft von wehrfähigen Männern bilden konnten.
Damit eine erfolgreiche Verteidigung sichergestellt wurde, übten diese bei regelmäßigen Zusammentreffen den Umgang mit den Waffen.

Gegen Ende des 14. und Beginn des 15. Jahrhunderts etablierten sich in Deutschland zusätzlich zu den ursprünglichen Schützen kirchliche Bruderschaften.
Es handelte sich um eine Entwicklung, die auf eine aus Flandern kommende Bewegung zurückzuführen ist und die insbesondere Werke der christlichen Nächstenliebe propagierte.
Der kirchliche Aspekt darf nicht unterschätzt werden. Zahlreiche bis heute erhaltene Traditionen und sogar auch Bruderschaften hätten die Wirren der Jahrhunderte gar nicht überstanden, wäre nicht die enge und tiefgläubige Bindung an die Kirche gewesen.

Zu den Aufgaben der Schützenbruderschaften gehörte es (und gehört es heute noch), ihre Mitglieder zu einem wirklich christlichen Leben anzuhalten und sie auch zur geselligen Zusammenkunft zu vereinigen. Die Bruderschaften forderten von den Schützenbrüdern Gebetsübungen, Almosengaben, Dienst an den Armen, Opfer und Spenden für den Gottesdienst, Sorge für den kranken Menschen, Sorge für das christliche Begräbnis, also Werke der christlichen Nächstenliebe.

 

Entwicklung der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Werlte e.V.

Leider gibt es keine exakten Aufzeichnungen über den Beginn des Schützenwesens in Werlte.

Am 27.05.1848 stellten einige Werlter Bürger beim Landratsamt in Sögel den Antrag, ein Scheibenschießen abhalten zu dürfen. Dieses Scheibenschießen ist offensichtlich nicht durchgeführt worden, da der Antrag zurückgenommen wurde.

Der erste nachweisbare König - Johann Koop - wurde im Jahre 1854 ausgeschossen. Daher wird dieses Jahr als das Gründungsjahr der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Werlte angenommen.

Man kann aber sicherlich davon ausgehen, dass bereits vor dieser Zeit ein Schützenwesen in Werlte praktiziert wurde.

So wird sich auch wohl in Werlte eine sogenannte Schutzgemeinschaft bereits in der frühesten Neuzeit gebildet haben, um sich im Dreißigjährigen Krieg des Raubens und Plünderns durch umherziehende Banden zu erwehren. Auch die napoleonische Fremdherrschaft (1810-1813) sowie die Freiheitskriege mögen die Bürger der Dorfgemeinschaft veranlasst haben, sich selbst schützen zu müssen.
Das "Schützenfest" wird sich wohl aus dem jährlichen Fest der wehrfähigen Männer gebildet haben, die dabei den besten Schützen ausschossen (Schützenkönig).

Die Werlter Kirchenchronik berichtet, dass Ende des achtzehnten Jahrhunderts der damalige Pfarrer in Werlte (Bothe) bei seiner vorgesetzten Kirchenbehörde angeschwärzt wurde. Er sei am Pfingstsonntag mit der männlichen Pfarrjugend außerhalb des Dorfes gegangen zum "Scheibenschießen".

Schießen war eben in der französischen Besatzungszeit verboten. Der genannte Pfarrer Bothe rechtfertigte (so der Chronist) sich bei seinem Bischof damit, er hielte es für besser, hinauszuziehen mit den Burschen zum Scheibenschießen, als wenn sie sonst auf eigene Faust allerlei Unfug trieben und "herumstöberten".

Es muss sich dann in den Jahren 1854/1855 offiziell in Werlte ein "Schützenverein" gebildet haben, denn mit Datum vom 29.07.1855 wurden dem Landratsamt in Sögel die Statuten zum Schützenfeste in Werlte zugeleitet.

Im Jahre 1933 nach der Machtergreifung durch das NS-Regime wurde auch das Vereinsleben reglementiert nach der Ideologie des Nationalsozialismus. In den Versammlungen vom 29.05.1933 und vom 02.06.1933 wurde das bisherige Schützenkomitee / der Schützenvorstand aufgelöst und ein Schützenverein gegründet. Der neue Verein wurde beim Registergericht eingetragen. Mit Beginn des II. Weltkrieges im September 1939 wurde die Vereinstätigkeit eingestellt.

Als der schreckliche Krieg im Mai 1945 sein Ende nahm, viele Häuser in Werlte zerstört waren, die Kirche ausgebrannt und das Dorf von den alliierten Siegermächten besetzt war, dachte zunächst niemand an das Feiern eines Schützenfestes. Im Übrigen wurden die Vereinigungen von Schützen durch die Siegermächte aufgelöst.

Nach der langen Zeit der Entbehrung während des II. Weltkrieges und den ersten Jahren der Besatzungszeit wurde aus der Bevölkerung der Wunsch laut, doch wieder ein Volksfest im Sinne der bisherigen Volksschützenfeste feiern zu können.

Auf Initiative des Pfarrers Windus wurden sodann im Jahre 1947 die ersten Schritte zur Neu-Gründung eines Schützenvereines unternommen.

Es sollte aber kein "normaler" Schützenverein sein, sondern, nach dem Vorbild der im Rheinland bereits ansässigen Schützenbruderschaften, eine christliche Vereinigung von Schützen in Anlehnung an die Kirche entstehen, und zwar unter dem Dachverband des "Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften" der sich über die Diözesanverbände Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn und Trier erstreckt.

Pfarrer Windus hatte damit die erste und bis heute noch einzige Schützenbruderschaft in der Diözese Osnabrück gegründet.

Der Namensgeber unserer Bruderschaft ist der Heilige Sebastianus, der Schutzpatron aller Schützen.

Als Leitsatz haben die Schützen die christlichen Werte in drei Worte gefasst und auf ihre Fahnen geschrieben: "Glaube, Sitte und Heimat"

Sind diese Ideale überholt? Sie mögen heute in unserer Gesellschaft nicht mehr überall mehrheitsfähig sein. Wir sind aber davon überzeugt, dass sie für uns Menschen und unsere Gesellschaft lebensnotwendig sind. Sie sind eine solide Basis, um in diesem Leben Zufriedenheit und Erfüllung zu finden.

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